Reckenholz – Feldversuch mit transgenem Weizen bewilligt

Im Gewächshaus lieferte dieser Weizen mehr Ertrag als die unveränderte Ausgangssorte. Nun soll sich zeigen, ob sein Ertragspotenzial auch im Feld höher ist.
Über Jahrzehnte entwickelten Weizenzüchter weltweit immer neue Weizensorten, die bei gleichem Düngereinsatz stetig mehr Ertrag lieferten. In den letzten Jahren stagnierte jedoch diese Entwicklung. Forschende des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben (D) fügten in Winterweizen der Sorte Certo mittels gentechnischer Methoden ein Gen aus Gerste ein. Das führte im Gewächshaus zu fünf Prozent höheren Kornerträgen verglichen mit der Ausgangssorte. Die Forschenden von Agroscope und dem IPK wollen jetzt gemeinsam untersuchen, ob die neuen Weizenlinien bei gleichem Düngereinsatz auch unter Feldbedingungen mehr Ertrag liefern als die Ausgangssorte Certo und damit eine verbesserte Ressourceneffizienz aufweisen. Als weitere Kontrollen werden Winterweizensorten dienen, die derzeit in der Schweiz angebaut werden.
Forschung zur Biosicherheit
Zudem sollen Analysen der Korninhaltsstoffe und verschiedener Wachstumsparameter, Vergleiche der Ährenarchitektur und des Blühzeitpunktes durchgeführt werden. Die Forschenden werden auch allfällige Krankheiten und den Schädlingsbefall beobachten und die Vielfalt und Zusammensetzung von Bodenmikroorganismen wie Pilze und Bakterien bestimmen. Diese Untersuchungen sollen zeigen, ob der veränderte Zuckerhaushalt auch andere Eigenschaften der Pflanze beeinflusst.
Der Versuch wird ab Herbst 2016 bei Agroscope in Zürich stattfinden: Auf der Protected Site, die Agroscope am Standort Reckenholz betreibt, werden Nutzen und Risiken von gentechnisch veränderten Pflanzen untersucht.
Mehr Ertrag dank Gersten-Gen
Um die Ertragssteigerung der HOSUT-Winterweizenlinien zu erreichen, wurde das Gen HvSUT1 aus der Gerste eingeführt. Dieses Gen bewirkt die Herstellung eines Transport-Proteins für Saccharose (Haushaltszucker). Der Weizen besitzt zwar auch eigene solche Zuckertransporter. Dank dem zusätzlich vorhandenen Transporter aus Gerste wird aber mehr Saccharose in die Weizenkörner transportiert. Seine Produktion im Weizen wird nämlich durch einen Genschalter (Promotor) gesteuert, der von einem anderen Gersten-Gen stammt. Das Transportprotein wird dadurch vorzugsweise im sich entwickelnden Weizenkorn produziert und führt dort zu einer erhöhten Aufnahme bzw. Verteilung von Saccharose. Dies stimuliert die Körner zum Wachstum und führt zu grösseren Körnern. Im Gewächshaus bewirkte dies signifikante Ertragssteigerungen.
Weitere Informationen
Medienmitteilung des BAFU: www.bafu.admin.ch/dokumentation/medieninformation
BAFU, Biotechnologie: www.bafu.admin.ch/biotechnologie
Protected Site am Agroscope-Standort Reckenholz in Zürich: www.protectedsite.ch

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