Temporäre Kunstinterventionen auf dem Max Bill Platz

Vor einem Jahr wurde erstmals das Pilotprojekt «Gasträume: Kunst auf öffentlichen Plätzen Zürichs» ausgeschrieben. Ziel war es, während der Sommermonate temporäre Plattformen für Kunstwerke im öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen und damit den unmittelbaren Kontakt zwischen Kunst und Menschen zu ermöglichen. Die Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum (AG KiöR) reagiert mit «Gasträume» auch auf das Bedürfnis von Galerien und Museen, im öffentlichen Raum auszustellen, und schafft damit Auftrittsmöglichkeiten für Kunst an attraktiven Standorten.
Aufgrund der positiven Rückmeldungen seitens des Publikums und der Zürcher Kunstszene wird das Projekt auch 2011 – in leicht erweitertem Rahmen – wieder durchgeführt. Neu steht auch die Uraniawiese zur Verfügung, neben den bisherigen Standorten Sigi-Feigel-Terrasse, Tessinerplatz, Paradeplatz, Turbinenplatz und Max-Bill-Platz). Die Plätze befinden sich in unterschiedlichen Quartieren mit hoher städtebaulicher Dynamik, so dass verschiedene Perspektiven und Szenarien im Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum zu erwarten sind.
Zürcher Kunstinstitute, Off Spaces und Galerien waren eingeladen, ihre Vorschläge für Skulpturen, Installationen oder Performances für diese sechs «Gasträume» einzureichen. Eine Fachjury beurteilte die Eingaben. Die Jury setzte sich zusammen aus der Kunstwissenschaftlerin Edith Krebs (SIK), dem Kunstkritiker Alexander Marzahn (Basler Zeitung), Dr. Andreas Vogel (stv. Rektor F+F Schule für Kunst und Mediendesign/Mitglied der städtischen Kunstkommission) und Christoph Doswald (Vorsitzender der AG KiöR). Während der Ausstellungszeit vom 24. Mai bis 24. August 2011 lassen sich in Zürich eine Reihe von Skulpturen und Installationen entdecken, die spezifisch für einen dieser Orte entwickelt wurden. Erstmals wird für «Gasträume 2011» eine Klanginstallation zu erleben sein: Der englische Künstler Justin Bennett installiert auf dem Turbinenplatz in Zürich-West das «Orakel von Zürich» – eine unsichtbare Stimme, die zu den Passanten spricht.
Auf dem Max Bill Platz ist das Projekt «Leihgabe» zu sehen.,
Für dieses Projekt haben sich zwei Kunsträume zusammengetan, die an der weiteren Periferie der Agglomeration Zürich angesiedelt sind: der Kunstraum Aarau und die Froh Ussicht in Samstagern. Gemeinsam wollen sie mit dem Künstler-Duo ganzblum die Thematik von Zentrum und Peripherie als Kunstprojekt auf dem Max-Bill-Platz verhandeln. «Leihgabe» besteht aus einem vier Quadratmeter grossen Wiesenstück, das die Künstler der Stadt Zürich für die Dauer von «Gasträume 2011» zur Verfügung stellen. Der naturbelassene Oberboden wird in Samstagern sorgfältig ausgehoben und nach Oerlikon transportiert, wo er auf einem Sockel platziert weiterwächst. Am Entnahme-Ort, einer Dauerwiese mit landwirtschaftlichem Nutzen, bleibt währenddessen das Negativ der Intervention zurück – ein rechteckiges Loch. Eine vom Kunstraum Aarau organisierte Reihe von Vorträgen und Interventionen ergänzt das Projekt auf diskursiver und vermittelnder Ebene.

Max-Bill-Platz «Leihgabe», 2011 Ganzblum (Haimo Ganz und Martin Blum) 240 x 240 x 170 cm Kunstraum Aarau, www.kunstraumaarau.ch

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