Wildschweine sind auf dem Vormarsch und dringen vermehrt auch in besiedelte Gebiete ein. Das wärmere Klima, das reichhaltige Nahrungsangebot und fehlende natürliche Feinde begünstigen ihre Rückkehr. So auch in Zürich-Nord, wo sie vermehrt Spuren im Wald und auf den angrenzenden Wiesen und Feldern hinterlassen. Es sind mittlerweile drei Familienrotten mit bis zu zwanzig Tieren und zusätzliche Einzeltiere, die im Gebiet Zürich-Regensdorf-Unterengstringen-Weiningen vornehmlich in der Dämmerung und nachts umherstreifen.
Bachen geben den Ton an
Die Stadt Zürich ist kein Einzelfall. Laut Hannes Geisser hat die Zahl der Wildschweine in der ganzen Schweiz stark zugenommen. Wildschweine sind äusserst lern- und anpassungsfähig. Innerhalb der Familie gibt die weibliche Leitbache den Ton an und vermittelt ihre Lebenserfahrung an die Jungtiere weiter. Die Familienmitglieder verständigen sich über ein Repertoire von verschiedenen Lautäusserungen. Wildschweine ernähren sich in erster Linie von Pflanzen, verschmähen aber auch tierische Kost nicht. Wildschweinbachen können das ganze Jahr über Junge gebären. Die Mehrzahl der gestreiften Frischlinge kommt aber von März bis Juni in einem mit Pflanzenmaterial ausgepolsterten Kessel zur Welt. Mit zunehmendem Alter sind erwachsene männliche Tiere, Keiler genannt, als Einzelgänger unterwegs.
Den richtigen Umgang lernen
Gerade weil Wildschweine so gut mit der stadtnahen Umgebung klar kommen, ist der richtige Umgang mit ihnen wichtig. Werden sie stark bejagt, weichen sie in ruhigere Gebiete aus oder machen sich rar. Sehr schnell lernen die Tiere auch, wo der Tisch für sie reich gedeckt ist, und gewöhnen sich an Futterquellen in Gärten oder in der Nähe von Häusern. In Zusammenarbeit mit den benachbarten Jagdgesellschaften beobachtet der zuständige Wildhüter Erwin Nüesch die Entwicklung genau, berät und unterstützt die Landwirte und steht der Bevölkerung bei Fragen zur Verfügung.
Der Wildschwein-Knigge
Grundlos greifen Wildschweine keine Menschen an. Fühlen sie sich oder ihre Jungtiere jedoch bedroht oder sind sie verletzt, ist Vorsicht geboten, denn Wildschweine sind sehr wehrhaft. Wer Wildschweine als Nachbarn hat oder ihnen im Wald begegnet, sollte sich an folgende Regeln halten:
Auf den Wegen bleiben. Vermeiden Sie Störungen und streifen Sie nicht durchs Dickicht oder Unterholz.
Hunde an der Leine führen. Lassen Sie Ihren Hund nicht frei laufen, um unvorhergesehene Konfrontationen zu vermeiden.
Bitte nicht füttern. Wildschweine gewöhnen sich an Futterstellen und dringen so immer weiter in die Siedlungen vor.
Abstand halten. Bei einer überraschenden Begegnung mit Wildschweinen langsam auf Distanz gehen. Die Tiere keinesfalls berühren.