Vom Heimatschutz zum Heimatverhinderer – 3 Jahre Baublockade

Drei junge Familien planten 2016, ein altes Einfamilienhaus durch ein kleines Mehrfamilienhaus zu ersetzen. Mit etwas mehr überbauter Fläche hätten anstelle einer Familie drei Familien in der Stadt Zürich eine neue Heimat finden können.

Leider gingen damals gegen die BZO 2016 der Stadt diverse Rekurse ein. Daran beteiligt war auch der Heimatschutz. Erst 2018 einigte sich dieser mit dem Stadtrat auf einen Kompromiss. Mit der Einführung der neuen BZO erfolgte die Baueingabe. Diese wurde dann von Anwohnern mit einer Schutzabklärung weiter verzögert. Die Denkmalpflegekommission und der Stadtrat lehnten eine Unterschutzstellung ab. Gegen diesen Entscheid reichte der Heimatschutz vor über einem Jahr Rekurs ein. Die Sache ist immer noch beim Baurekursgericht hängig. Wie auch immer entschieden wird, allen Parteien steht der Weiterzug bis vors Bundesgericht offen, womit nochmals weitere Jahre verstreichen und die jungen Familien in der Stadt Zürich keine Heimat finden werden. Entscheidet das Gericht im Sinne des Heimatschutzes, werden die jungen Leute keine finanziellen Mittel haben, um Anwälte und Gerichtskosten zu finanzieren. Steigende Hypothekenzinsen und die Bauteuerung sind weitere Kostentreiber.

Sieben Jahre Bauverzögerung sind für ein Kind und junge Eltern eine lange Zeit. Eine traurige Gesellschaft, die nachfolgende Generationen in ihren Entwicklungsmöglichkeiten systematisch einschränkt. Ein vermeintlich schützenswertes Ortsbild steht in der Waagschale gegenüber sozialeren Lebens- und Wohnformen, ökologischen Aspekten, kürzeren Arbeitswegen und der Inklusion von Gehbehinderten. Ironie der Geschichte: Mit der Schoggitaler-Aktion spannt der Heimatschutz Kinder für die Sammlung von Spenden ein. Damit finanziert er unter anderem Rekurse und Klagen, auch gegen Projekte, die den Kindern schlussendlich zugutekommen würden.

Die Aktivitäten des Heimatschutzes gegen Betonbauwüsten und Renditeliegenschaften wären einigermassen nachvollziehbar. Im vorliegenden Fall schiesst er jedoch weit über das Ziel hinaus. Betroffen ist nicht nur das Bauprojekt der drei jungen Familien. Über 30 weitere Parzellen im Glaubtenquartier mit Familien und ihren Bauprojekten sind durch die Blockade ebenfalls betroffen. Solange die Gerichtsprozesse laufen, gilt ein Veränderungsverbot. Konkret bedeutet das, dass zusätzlicher Wohnraum für ein weiteres Kind nicht geschaffen werden kann. Das Cheminee, das man durch einen Schwedenofen ersetzen möchte, muss noch ein paar Jahre bleiben. Die Teppiche des Vorgängers, die man durch Parkett ersetzen will, müssen ebenfalls liegen bleiben. Das über 40 Jahre alte Badezimmer kann nicht saniert werden, usw. Solche Entscheidungen werden von der breiten Bevölkerung nicht mitgetragen und lösen Unverständnis aus. Die Leidtragenden sind nicht die älteren Generationen, die sich an nostalgischen Gefühlen beim Anblick alter Fassaden erfreuen. Am meisten betroffen ist die junge urbane Generation, die keine Gestaltungsräume mehr vorfindet.

3 Gedanken zu „Vom Heimatschutz zum Heimatverhinderer – 3 Jahre Baublockade“

  1. Schwierig …. Heimatschutz …. was heisst das?

    Ist es so, dass alles was neu ist, alles was eine Veränderung bedeuten würde, zu verhindern sei ist?

    In diesem Fall ist es genau das. Es gibt Leute, welche auch die Prüfung durch Experten und Behörden nicht akzeptieren können und sich hinter einer Organisation Zürcher Heimatschutz verstecken. Anstelle mit Anwohnern und Behörden einen gemeinsamen Weg zu bestreiten, wartete der «Heimatschutz» vorerst ab was die Stadt Zürich aufgrund der Prüfung durch die Denkmalpflege entschieden hat, um den Weiterentwicklungsprozess erneut zu blockieren oder gar verhindern zu wollen.

    – die Bedürfnisse der Menschen …
    – nachhaltiger Umgang von Steuergelder …
    – die Entscheidungen unserer Behörden …
    – die Achtung unseres Systems und unserer Vorschriften …
    Für uns Schweizer wichtige Grundsätze.

    Für den Heimatschutz?

    Nein, diese Leute verstecken sich in diesem Fall hinter einem Namen, sind aber absolut unschweizerisch und nur auf sich fixiert … nicht Heimat- sondern «Egoistenschutz» sollten sie sich nennen und dafür auch einstehen.

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  2. Liebe Leser und Leserinnen
    Wir sind die Architekten eines der eingereichten Baugesuche und deswegen natürliche voll im Bild über die ganze wirklich traurige Geschichte, die treffender könnte es nicht zu Papier gebracht werden, wieder einmal zeigt, wie selbst Institutionen wie Denkmalpflege und Heimatschutz, instrumentalisiert werden können, um ureigene, egoistische Interessen zu verfolgen. Ergänzend möchten wir noch anfügen, oder deutlich zum Ausdruck bringen, dass dass das geplante, aber auch jedes neue Haus, einen etwa 10-12x besseren Wärmedurchgangswert aufweisen muss, als die bestehenden. Zudem hätte unser Haus Solarzellen und eine Wärmepumpe besessen, wäre also frei von fossilen Energieträgern gewesen. Heute könnte man/frau, ein Haus bestehender Machart ruhig als „Energieschleuder“ bezeichnet werden. Nachdem sowohl die Denkmalpflege wie auch der Stadtrat die Bauten als „Nicht schützenswert“ erachteten, würde es uns wundern, wenn die Bau Rekurskommission gegenteiliger Ansicht wäre. Wäre dem nicht so, fragen wir uns ernsthaft, ob in einer Zeit wo sonst kein Stein mehr auf dem andern bleibt, nicht auch Denkmalpflege und Heimatschutz, gründlicher Erneuerung bedürften. Vor allem wenn sie wie im vorliegenden Fall unter dem Argument der eventuellen Schutzwürdigkeit, rein egoistischen Interessen stützen.

    Berger & Partner, Architekten, HTL./SIA.
    E. Berger

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