Concert & Dinner: «Amadeus»

Interview
 

Mozart hat das Konzert für Flöte und Harfe in C-Dur, KV 299, als 22-Jähriger während eines für ihn eher unbefriedigenden Aufenthalts in Paris im Sommer 1788 als Auftragskomposition geschrieben. Wenn man es aber anhört, ist von Mozarts Widerwillen gegen Paris und den Auftraggeber nichts zu hören. Es handelt sich um ein ausgesprochen heiteres und leichtfüssiges Werk.
 
Chen: Ja, Mozarts Musik ist beschwingt, heiter und wirkt sehr jung.
 
Auftraggeber war der Duc Adrien-Louis Bonnières de Soastre, der ein recht guter Amateurflötist war. Hat Mozart die Solostimme für den Herzog angepasst?
 
Chen: Mozarts Flötenstimme ist technisch relativ leicht zu bewältigen. Musikalisch ist das Werk aber keineswegs einfach. Alles muss sehr leicht und durchsichtig gespielt werden.
 
Mozart schrieb an seinen Vater, dass die Tochter des Herzogs «die Harpfe magnifique» spiele. Als Kompositionsschülerin habe sie aber wenige Ideen. Kam er den Fähigkeiten seiner wohl etwas flatterhaften Schülerin entgegen?
 
Costanzo: Die Harfenstimme ist etwas am Piano orientiert. Sie ist schwierig, aber schon machbar. Harfe galt damals als ein Instrument der Salonmusik. Mozart hat neben diesem Konzert nichts anderes für Harfe geschrieben. Die Instrumente waren kleiner und weniger schwer, die Saiten weniger gespannt und daher waren auch schnelle Passagen leichter zu bewältigen.
 
Und wie steht es mit dem Entwicklungsstand der Flöte damals? Waren das noch Holzinstrumente? Verfügten sie schon über eine Klappenmechanik?
 
Chen: Die damaligen Holzflöten verfügten nur über wenige Klappen. Der Klang war weicher.  Die damaligen Orchester waren kleiner und somit auch leiser. Ich spiele das Werk auf einer modernen Goldflöte. Sie braucht mehr Kraft und eine andere Technik.
 
Haben Sie beide schon öfters miteinander gespielt?
 
Costanzo: Nein, noch nie. Marcel Blanchard hat mich für dieses Konzert angefragt, nachdem ich schon einmal bei den «Amici» mitgewirkt habe, und ich habe zugesagt.
 
Chen: Ich hörte die «Amici» zum ersten Mal bei einem «Dîner musical» im Rössli in Illnau. Ich war begeistert und sprach in der Pause mit dem Dirigenten Marcel Blanchard. Eine Woche später fragte er mich an und seither bin ich ein Mitglied des Kammerorchesters «Amici dell’Arte».
 
Üben Sie Mozarts Doppelkonzert extra für das bevorstehende Konzert ein?
 
Costanzo: Ja – das ist zwar ein gewisser Aufwand. Ich bin aber noch nicht so alt, dass ich nicht Neues lernen möchte. Und wer weiss, vielleicht ergibt sich ja auch später wieder einmal eine Gelegenheit, um mit Qiling Chen zusammenzuspielen!
 
Frau Costanzo, wie sind Sie zur Harfe gekommen?
 
Costanzo: Mit neun habe ich in der Oper im Orchestergraben erstmals eine Harfe gesehen. Ich war fasziniert: Man umarmt dieses Instrument beim Musizieren und der Klang wird ausschliesslich mit den Fingern erzeugt. Ich studierte dann Harfe in Turin und Lausanne (bei Chantal Mathieu). Seit acht Jahren lebe ich nun in der Schweiz. 
 
Frau Chen, Sie sind gebürtige Chinesin. Warum haben Sie sich für die Flöte entschieden und wie sind Sie in die Schweiz gekommen?
 
Chen: Mein Vater war Flötist und mein Bruder die traditionelle chinesische Bambusflöte.  Ich durfte dann die Querflöte erlernen und das Konservatorium Beijing besuchen. Dort hörte mich der berühmte Schweizer Flötist Alexandre Magnin bei einem Meisterkurs. Ich habe bei Ihm in Konservatorium Zürich Flöte studiert. So lebe ich nun in Illnau in der Schweiz. Hier lernte ich 1990 die Flötenlegende  Aurèle Nicolet kennen, mit dem ich lange zusammengearbeitet habe. Er vermachte mir seine grossartige Bibliothek. Ich habe die Noten nach Beijing gebracht, wo ich 2006 die Beijing International Flute Competition begründete.
 
Die Harfe und Flöte sind ja eher leise Instrumente. Besteht da nicht die Gefahr, dass man vom Orchester einfach zugedeckt wird?
 
Costanzo (lacht): Überall ist ein Kampf! Umso wichtiger sind die Dynamik und ein exakte Artikulation.
 
Chen: Genau – man darf nicht einfach «flach» dahinspielen. Für die Flöte sind insbesondere die mittleren und tiefen Lagen schwierig. Aber in den Kadenzen haben wir ja dann freien Ausgang …
 
Sie beide haben neben einem klassischen Repertoire auch zeitgenössische Werke gespielt. Wie ist Ihr Verhältnis zur zeitgenössischen Musik?
 
Chen: Zeitgenössische Musik erfordert spezielle Techniken, wie z.B. die Zirkularatmung, und oft muss man ganz andere Klangfarben erzeugen. Aber die zeitgenössische Musik erträgt sich in Konzertprogrammen gut mit klassischer Musik.
 
Costanzo: Ich habe mein Master in zeitgenössischer Musik abgeschlossen und beschäftige mich bei meinen eigenen Konzepten vorwiegend mit zeitgenössischer Musik. Ich habe verschiedene Formationen begründet, denn es tut sich viel Spannendes in Sachen Harfe in der Musik der Gegenwart.
 
Und wie stellen Sie sich zum Pfäffiker Kammerorchester „Amici dell’Arte“ unter der Leitung von Marcel Blanchard?
 
Chen: Marcel macht eine grossartige Sache. Es ist unglaublich, dass sich ein Orchester von dieser Qualität in einer kleinen Region entwickeln konnte. Marcel hat das Orchester von Grund aus aufgebaut. Er macht alles selber. Da steckt sehr viel Herzblut drin.
 
* * *
«Concert & Dinner» am Sonntag 13. April 2014 um 17:00 Uhr im Hotel Renaissance in Zürich-Glattbrugg mit dem Kammerorchester «Amici dell’Arte» unter der Leitung von Marcel Blanchard. Blanchard. Solisten: Qiling Chen (Flöte) & Estelle Costanzo (Harfe). Programm: W.A. Mozart: Marsch D-Dur (KV 215), Konzert für Harfe und Flöte, C-Dur (KV 299) Symphonie Nr. 40, g-moll (KV 550). Karten für Fr. 75.- für Konzert und asiatisches Fest-Buffet sind bei jeder Schweizer Poststelle oder online auf www.adella.ch erhältlich.

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